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Pater Fritz Köster
Propsteistraße 2
56154 Boppard-Hirzenach
Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

Sonntagsgedanken für den Alltag (1):
Der ungerechte Verwalter

(Nach Lk 16.1-13; Ev. v.25.So.i.J. C)

September 2010

Jesus lobt den unehrlichen Verwalter, der das Vermögen seines Herrn dazu benutzt, um sich selbst seine gefährdete Zukunft zu sichern. Er lobt die Kinder dieser Welt, die auf ihre Weise sehr klug sind. Sein Lob ist unverständlich. Es kann als Aufforderung an jeden aufrechten Menschen bzw. Christen verstanden werden, unehrlich und ungerecht zu sein.

Tatsächlich nimmt das Evangelium die Menschen so, wie sie sind – nicht, wie sie sein sollten. Wie sind sie? Sie sind, wenn es um die eigene Existenz geht, um Ansehen und Prestige, klug, erfinderisch, begabt, raffiniert, taktisch überlegen... Das ist bei Kindern in der Schule schon zu beobachten. Wenn ein Schüler seine Hausaufgaben nicht gemacht hat; wenn er bei einem Lerntest nicht weiter weiß, tut er alles, um abzuschreiben, um zum Nachbarn herüber zu schielen... Aber so, dass es der Lehrer nicht bemerkt.

In unseren modernen Gesellschaften scheint das dubiose Tricksen immer mehr eine Normalität zu werden. Wenn es um die Karriere geht, um Lohnerhöhung, um den Erhalt des Arbeitsplatzes, um einen Vorteil gegenüber dem anderen... ist jede/jeder allzu schnell bereit, ein "vollwertiges Mitglied" einer Ellenbogengesellschaft zu werden, deren "normale Verhaltensweisen" Halbwahrheiten, Mobbing, Lügereien sind.

Jesus lobt nicht die unehrlichen und egoistischen Machenschaften; wohl aber das Erfinderische und den Einfallsreichtum, wenn es um die Existenz des einzelnen geht. Während die Menschen aktiv sind in persönlichen Angelegenheiten, bleiben sie lahm, müde, einfallslos, wenn es um viel wichtigere Dinge geht, um das Werden und Wachsen einer besseren Welt; um die "Bekehrung" zu einer Ethik, die das Ganze des werdenden und wachsenden Reiches Gottes im Auge behält: den Frieden und die größere Gerechtigkeit unter den Menschen und Völkern.

Dies ist nicht durch "Menschen dieser Welt" zu erreichen, nicht durch Macht und persönlichen Reichtum, sondern durch die Zuverlässigkeit in den kleinsten Dingen. Jesus verlangt also nichts Großes, Überwältigendes, Revolutionäres... Nicht nur jeder Mensch bis in die kleinsten Dinge seines Alltags hinein ist angesprochen. Es wird auch angedeutet, dass wir Menschen mit unserem Tun und Lassen immer wie auf einem Ast sitzen. Die Erde ist ein solcher Ast. Man kann sie als Ganzes zum Wohl aller erhalten und schützen, oder alle gemeinsam gehen mit ihr unter.

Wenn es also heißt: man kann nicht zugleich Gott und dem Mammon dienen, dann stehen wir immer in der Entscheidung. Mit dem Mammon gibt es keine heilsame Zukunft. Die Zukunft allein liegt in der Entscheidung für Gottes Wesen und Absichten.


Letzte SeitenÄnderung: 02.03.2011.
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