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Zum Beitrag über den christlichen Antisemitismus seit
Jahrhunderten
15.3.96: Zu CiG 19/96,79 und 11/96,83f
Der Beitrag über den christlichen Antisemitismus seit
Jahrhunderten, der durch viele andere, allgemein bekannt
gewordene, aber wenig aufgearbeitete Versagens-Geschichten
ergänzt werden könnte; über "Fernsehen und Liturgie" wie der
Beitrag über das "Warum?" der Abstinenz vieler junger, vor allem
auch gebildeter und informierter Menschen von den Kirchen zeigen
das dauernde Interesse Ihrer Zeitschrift an "Situations-Analyse"
und "Krisen-Bewältigung".
Meine Erfahrung mit unzähligen Gruppen von Jung und Alt sagen
mir: hätte die Kirche seit Jahrhunderten annähernd soviel Kraft,
Intelligenz, Energie und schöpferische Initiativen für die
Entwicklung situations- und zeitbedingter Lebensstile und
Lebensformen entfaltet, wie für das Definieren, Formulieren und
Verteidigen von sog. "Glaubenssätzen" - ihr Zeugnis könnte sich
auf andere Weise auch auf Zukunft hin sehen lassen. De facto
sind ihre Lehr-Sätze für viele heute zu Leer-Formen und leeren
Hülsen geworden.
Zudem haben sie die Menschheit noch mehr gespalten und entzweit,
als sie es ohnehin schon ist. Ein Paradigmenwechsel ist höchst
notwendig geworden: vom Lehr-Denken weg zu menschennahen Formen
des Gesprächs- und Umgangsstils, in denen zur Sprache gebracht
werden kann, was jeweilige Zeitgenossen bewegt und bedrängt:
ihre Ängste und Sehnsüchte, ihre Hoffnungen und Zweifel, ihre
Schuldgefühle und uneingestandenen Wünsche. Dabei geht es wohl
weniger darum, daß "Kirche" (wer ist das eigentlich?) anspricht,
als vielmehr darum, daß Menschen selbst das Sprechen in ihr
lernen. Eine Gemeinschaft, die Menschen Wege zu sich selbst
eröffnet, kann auch Wege zu Gott eröffnen. Wird die erste
Aufgabe nicht geleistet, bleibt auch die zweite ungelöst.
Solches trifft nicht nur auf den Religionsunterricht zu, sondern
muß auch in Gottesdiensten und Gemeinden tragend zum Zuge
kommen.
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