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Pater Fritz Köster
Propsteistraße 2
56154 Boppard-Hirzenach
Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

Kommunion - Interkommunion:
Zulassungskriterien überprüfen

undatiert

Wenn nicht alles trügt, wird die Frage nach der Kommunion und InterKommunion in naher und ferner Zukunft nicht nur zu einem Scheideweg für die Ökumene, sondern für das Selbstverständnis des Christentums überhaupt. Wie die bisherige Diskussion zeigt, sind nach katholischem Verständnis zwei entscheidende Kriterien für die Zulassung zur Kommunion und damit auch zur Inter-Kommunion grundsätzlich zu beachten (welche Ausnahmen z. B. in konfessionsverschiedenen Ehen nicht ausschließen): die volle Kirchengemeinschaft und das "richtige" Eucharistieverständnis.

Dabei wird offensichtlich wenig zur Kenntnis genommen, auf welch wackeligen Füßen diese Postulate stehen. Würden Katholiken, die regelmäßig zur Kommunion gehen, nach ihrem Eucharistieverständnis gefragt, könnten sich die Fragenden nur noch vor Verwunderung überschlagen angesichts der Tatsache, wie wenig die theologischen Aussagen über Verwandlung und Transsubstantiation durch die dazu gültig geweihten und bevollmächtigten Amtspersonen in die Köpfe und Herzen gefunden haben und wahrscheinlich immer weniger finden werden. Zudem wird nicht immer, aber doch sehr oft der Empfang der Kommunion ziemlich gedankenlos, "einfach so", "weil es dazu gehört" und "weil ja alle gehen" ... praktiziert. Auch die Kirchenzugehörigkeit wird vielfach als "zufällig", "familienbedingt", als äußerlich und traditionell erlebte kirchliche Initiation und Sozialisation verstanden und so auch vertreten.

Würde man viele katholische Christen, für die der Kommunionempfang selbstverständlich ist, nach ihrem "christlichen" Lebensstil, nach überzeugenden christlichen Lebenseinstellungen befragen, könnten sich viele im Vergleich mit Angehörigen anderer Konfessionen kaum sehen lassen. Das Dilemma der bisher vertretenen Zulassungskriterien zeigt sich bei der Frage nach der konkreten Lebensführung. Denn die einen "dürfen" offiziell, obwohl nur Taufscheinchristen, und die anderen "dürfen nicht", obwohl - offenkundig und in die Augen springend - viel entschiedener christlich lebend.

Was kirchenamtlich bislang als "echte theologische Kriterien" vertreten wurde und wird, wirkt wie ein bloßes Etikett und geradezu wie eine Farce, die die Glaubwürdigkeit der Amtsführung nicht erhöht, im Gegenteil fadenscheinig und wenig substantiell erscheinen läßt. An der Art und Weise, wie das Problem angegangen und (nicht) gelöst wird, zeigt sich eigentlich das Drama, in dem sich die Kirchen- und Konfessionsleitungen heute befinden: sie haben sich durch ihre akademische Lehramtstheologie, um nicht zu sagen Kirchen-Ideologie, von der Realität des Lebens der Leute weit entfernt. Diesen geht es in konkreten Lebenslagen, wenn überhaupt christlich sein wollend, nicht um hochgestochene Verständnisfragen, sondern um Kraft, Ermutigung und Hilfe zur christlichen Lebensführung und Bewältigung des Lebens aus dem Geist Christi und den sakramentalen Quellen. Oft stehen Christen, unabhängig von ihrer Konfessionszugehörigkeit, den Nachfolge-Gemeinschaften der frühen Kirche mit ihrem Willen, die Worte und Taten Jesu weiter zu sagen und weiter zu tun, näher als den amtskirchlichen Verlautbarungen, die im übrigen mit ihren akademischen Kriterien offensichtlich das produzieren, was sie energisch zu verhindern suchen: Äußerlichkeit, Scheinheiligkeit, Mitmachen um des Mitmachens willen mit wenig innerer Anteilnahme.

Es ist daher höchste Zeit, die Frage nach der Zulassung zu Kommunion und Inter-Kommunion neu zu überdenken. Jedenfalls muß der Eindruck aus der Welt geschafft werden, als würden äußere theologische Verständnis- und kirchliche Zugehörigkeitskriterien einen höheren Stellenwert einnehmen als der Wille zum christlichen Leben, als die gemeinsame Zugehörigkeit zur Nachfolgegemeinschaft Christi, als das solidarische Zusammenhalten derer, die im Namen des Evangeliums "Licht der Welt" und "Salz der Erde" zu sein versuchen - beim möglich bleibenden unterschiedlichen Denken über bestimmte theologische Fragen. Für die "Amtsinhaber" stellt sich zudem die Frage immer dringlicher, ob sie nicht durch die Tatsache, sich als "Lehrer" der Menschheit zu verstehen und sich der dafür geschaffenen Lehrämter zu bedienen, ausdrücklich im Ungehorsam zum Willen Christi stehen: "Niemand von euch soll sich Lehrer nennen lassen" (Mt 23,10).

Jedenfalls gehen, wenn nicht alles täuscht, die pastoralen Notwendigkeiten wie auch die Stimme und "Lehre" des noch-christlich-sein-wollenden Volkes - in früheren Jahrhunderten als "vox populi" und "sensus fidelium" geschätzt und für unverzichtbar erachtet - in diese Richtung. Denn es wird weniger statt mehr nach den Lehrämtern Ausschau gehalten. Statt die Lehr-Ämter, werden in naher und ferner Zukunft immer mehr die Lebens-Ämter notwendig wie auch notwendend - also solche Instanzen, die zum Leben ermutigen und zur Bewältigung des Lebens verhelfen. In diesem Sinne sollten die konfessionell Verantwortlichen, wenn "die Herde" nicht immer mehr davonlaufen soll, zum Substantiellen zurückfinden und ihren Christgläubigen die Augen und Ohren öffnen für das, was wirklich lebenswichtig ist.


Letzte SeitenÄnderung: 08.03.2005.
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