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Pater Fritz Köster
Propsteistraße 2
56154 Boppard-Hirzenach
Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

Ökumene hat Zukunft:
Wie leben Christen miteinander?

zu CIG 8/98,61

Seit Jahren lese ich mit dem einen Auge - jedoch großem Interesse - Berichte über theologische Streitpunkte und ökumenische Diskussionen, die alle die Annäherung der konfessionsverschiedenen Christen zum Ziel haben: bei der Suche nach gemeinsamen christlichen Grundwahrheiten, nach übereinstimmender Rechtfertigungslehre, nach gemeinsamen Ämter- und Sakramentenverständnis...

Mit meinem zweiten Auge verfolge ich die recht ernüchternden Befragungen und Analysen über das, was die Mehrheit der Menschen heute bedrängt und beschäftigt: Bekenntnisse spielen keine Rolle mehr; konfessionelle Schranken verschwinden; religiöse Verweigerung ganzer Generationen...!

Dabei behalten bestimmte Lebensformen und Lebensstile im Blick auf Familie, Verwandtschaften, Berufsleben... einen hohen Stellenwert. Um Lebensgestaltung und Lebensmeisterung geht es primär. Strategien zum Leben und Überleben erscheinen viel wichtiger als Theorien und Ideologien; die "profane Heiligkeit" aus Überzeugung ist glaubwürdiger als kirchliche und theologisch abgesicherte (vgl.CiG 51/97,419).Vielleicht zeigt sich in solchen zweigleisigen Entwicklungen die wirkliche "Lage" der Kirchen in der heutigen Welt.

Da sind die wenigen, die sich mit Lehr-Fragen herumschlagen. Ihnen stehen die vielen gegenüber, die sich für die Fragen und Antworten der wenigen nicht mehr interessieren, weil es in der "Hauslosigkeit" der Welt und in der allgemeinen Unübersichtlichkeit des Alltags um fast nichts anderes geht als um Lebensorientierung und -bewältigung.

Die wachsende Mehrheit wartet nicht mehr auf das, was lehrreiche Kirchenämter eines Tages an neuen theologischen Formeln produzieren - was an der schwindenden Fach-Kompetenz auch anderer Disziplinen liegen mag. Gefragt ist Lebens-Kompetenz und daraus abgeleitet Lebens-Hilfe. Wäre es vielleicht doch im Sinne des Evangeliums und der zu lebenden Botschaft Jesu, wenn die Kirchen ihre klugen Lehr-Ämter etwas zurückschrauben würden, um an deren Stelle Lebens-Ämter in die Mitte zu rücken, die dem "normalen" Menschen Rat und Hilfe zum Leben zu geben vermögen, letztlich mit dem Ziel, daß Menschen guten Willens wirklich "Subjekte" der eigenen Lebens-Geschichte zu sein vermögen?

Im Sinne des Mottos "Zurück zu den Quellen" scheint ein "Paradigmenwechsel" höchst angebracht. Schließlich legt das Evangelium genügend "Ethos" vor, das zugleich Menschenrechte und Menschenpflichten meint.


Letzte SeitenÄnderung: 08.03.2005.
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