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Pater Fritz Köster
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Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

Römische "Notstandsgesetze"

Zu Publik-Forum Nr. 14/1998, 39:

Was die römischen "Notstandsgesetze" betrifft, so besteht kein Zweifel, daß der kirchliche Notstand - vor allem in den Gemeinden - auf weiten Strecken von Rom selbst erzeugt worden ist. So spiegeln die römischen Papiere, die in immer kürzeren Abständen als immer restriktivere SOS-Leuchtraketen aufsteigen, nicht nur eine latent vorhandene fundamentalistische Grundeinstellung der Kirchenstrategie wider, sondern auch das, was Ratzinger wiederholt die Notwendigkeit eines "katholischen Gesichtes" genannt hat. Man müsse am "Gesicht" erkennen können, was "katholisch" heißt...

Dies letztere Anliegen ist sogar höchst aktuell und wichtig, wenn man bedenkt, daß sich das Christentum in der heutigen Weltlage in immer zahlreicheren "Gesichtern" darstellt, sprich in "freien Kirchen", Konfessionen, religiösen Bewegungen, Basisgemeinschaften, "Sekten"... Manche dieser Gesichter tragen bisweilen sogar ziemlich evangeliumsgemäße Züge, haben den Mut zu neuen=alten Entscheidungen im Blick auf Volk-Gottes-Kompetenz, bewährte Frauen und Männer. Eine solche Entwicklung muß Rom in der Tat äußerst beunruhigen. Denn es könnte so weit kommen, daß der heutige, wenn auch nicht gern gehörte Ruf "Wir sind Kirche" eines Tages umschlägt in einen anderen: "Wir wenden uns der christlichen Gemeinde zu, die am glaubwürdigsten die Anliegen Jesu vertritt."

So hat vielleicht heute schon ein gewaltiger innerchristlicher Konkurrenzkampf begonnen. Ihn allerdings dadurch bestehen zu wollen, daß man der Kirche ein ziemlich polnisches, bayrisches oder sonstiges "Hierarchen-Gesicht" aufsetzt, dürfte einer nicht wiedergutzumachenden Selbstzerstörung gleichkommen, zumal wenn sich der Eindruck verstärkt, daß im Namen der "Tradition" nicht zum Evangelium hingeführt wird, sondern weit von ihm weg. Vielleicht sind viele römische Maßnahmen der letzten beiden Jahrzehnte nichts anderes als ein ungewollt in Szene gesetzter "begeisterter Selbstmord".


Letzte SeitenÄnderung: 08.03.2005.
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