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Pater Fritz Köster
Propsteistraße 2
56154 Boppard-Hirzenach
Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

Die Wahrheit und die Gewalt.

Betr.: 42/2008, S. 459 und 468, 2008

Die Tatsache, dass die Kirche auch irren kann und dies auch sagt, hat bisher niemanden vom Stuhl gerissen. Auch die Tatsache nicht, dass Johannes Paul II. "demütig eine große Vergebungsbitte aussprach für das Versagen von Christen" (nicht der Kirche?). Dass im Laufe von 2000 Jahren die Wahrheit mit Gewaltanwendung eine große Rolle gespielt hat, war vor jeder kirchlichen Stellungsnahme längst bekannt. Wenn Theologen und Amtsinhaber auf Kongressen kontrovers um die Wahrheit ringen (mit "Platzvorteilen" für das unfehlbare kirchliche Lehramt), sieht es auch nicht so aus, als würde die Wahrheit mehr als früher dem Frieden dienen, eher dem "Dialog" unter ungleichen Partnern. Ulrich Beck schlägt vor, die Religionen sollten auf den Anspruch der Wahrheit verzichten. Wir Christen sollten nach allen bisherigen Erfahrungen eher die Frage zulassen: ist die Wahrheitsfrage wirklich das zentrale Anliegen des Christentums? Ist sie nicht eher der griechischen Philosophie zuzuordnen? Platon, Aristoteles? In der Bibel lese ich sehr viel über das "wahre und gottgemäße Leben", welches Menschen zu leben aufgegeben ist. Es hat wenig mit abstrakter Lehre, kluger Philosophie oder feinsinniger Gelehrsamkeit zu tun; aber sehr viel mit der Einübung in die Liebe, Gerechtigkeit, Friedensfähigkeit… Das Christentum vom Ursprung her ist keine "Expertokratie", die die meisten außen vorlässt, sondern der Auftrag zum "wahren Leben" als "Kerngeschäft des Glaubens" und aller Christen.


Letzte SeitenÄnderung: 21.10.2009.
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