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Autoritätenwechsel:
Vorwärts im Glauben - zurück zur Praxis Jesu
Taschenbuch - 200 Seiten
Erscheinungsdatum: 1990, ISBN: 3782006054
Vor allem ältere Christen sind bis in die Gegenwart geprägt
von einem Autoritätsverständnis, welches weltliche und
kirchliche Obrigkeiten im Blickfeld hat, diesen Gehorsam und
Treue schuldet. Denn "Obrigkeiten" sind von "Gottes Gnaden". Sie
repräsentieren etwas göttlich Erhabenes, erwecken den Anschein
absoluter Untadeligkeit, Irrtumslosigkeit und unfehlbarer
Wahrheit. In kirchlichen Bereichen wird dies in Kleidern,
Liturgien und Symbolen zum Ausdruck gebracht. Sie erwecken den
Eindruck der geschichtlichen Fortsetzung byzantinischer Pracht
und mittelalterlich- höfischer Kultur. Hinzu kommen
hervorragende theologische Kenntnisse und Bildung, die dem "Mann
von der Straße" weitgehend unzugänglich bleiben. Was älteren
Menschen noch selbstverständlich war und ist, nämlich "das für
wahr zu halten, was die Autorität der Kirche zu glauben lehrt",
ist für die jüngeren Generationen nicht mehr nachvollziehbar. In
ihrem Selbstverständnis ist "Belehrung von oben" nicht mehr
diskutabel, zumal sich weltliche und kirchliche Autoritäten als
Menschen erwiesen haben wie alle anderen: ausgestattet mit
Größen und Grenzen, mit Qualitäten und Macken, mit Format und
Borniertheit.
Trotz nüchterner Erfahrungen haben Menschen doch "Autoritäten"
nötig, auf die sie sich verlassen können. Karl Jaspers nennt sie
"exemplarische Menschen". Buddha, Jesus, Mohammed gehören dazu.
Im christlichen Bereich "Helden und Heilige", die Werte
verkörpern und leben, die in brisanten Situationen Mut und Kraft
aufbringen zur Bewältigung von Fragen und Lebensaufgaben. An
ihnen können auch junge Menschen ein Beispiel nehmen. Diesen
geht es nicht mehr um lehrreiche religiöse Veranstaltungen,
sondern um exemplarische Handlungsmodelle. Solche finden sich
nicht nur in kirchlichen und christlichen Bereichen. M. Gandhi
gehört ebenso dazu wie H. Camara, Mutter Teresa, Edith Stein und
viele andere. Ebenso Bezugspersonen: Eltern, Verwandte, Freunde.
Autoritäten liegt die Fähigkeit inne, bei anderen etwas
auszulösen, sie zum Nachdenken, zum Nachvollziehen, zum Wachsen
und zum persönlichen Nachahmen zu bringen. Wahre Autorität nimmt
nicht nur sich selbst ernst, sondern vor allem die ihr
Anvertrauten. Insofern findet heute ein "Autoritätenwechsel"
statt. Gerade religiöse Lenker und Leiter dürfen ihre Autorität
nicht mehr vom theologischen Bank-Wissen ableiten wollen. Wissen
darf nicht "Macht" bedeuten, sondern muss sich als Hilfe zum
Leben erweisen. Für christliche Autoritäten lautet das erste
Gebot: "Zurück zur Praxis Jesu", damit auch die Gemeinden diese
Praxis wieder lernen.
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