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Suspendierung eines Theologieprofessors durch Bischof Marx
(Trier) und das Schulklassen-Dilemma der Kirche
(sehr verkürzt in: Rheinzeitung, 24.07.2003)
Juli 2003
Nun hat Bischof Marx den "aufsässigen Priester" Hasenhüttl
doch suspendiert. Aus seiner Sicht heraus hat er Recht.
Schließlich hat sich der "Ungehorsame" auf dem ökumenischen
Kirchentag in Berlin nicht an das päpstliche Verbot der
eucharistischen Gottesdienstgemeinschaft gehalten. Er hat wenig
"Dialogbereitschaft" und "Einsicht" gezeigt und wenig Sinn für
die "Einheit der Kirche".
Vordergründig sind die Positionen nun wieder klar und sauber
abgesteckt. In Wirklichkeit macht dieser Vorgang jenen
innerkirchlichen Erosions-Prozeß deutlich, den bedeutende Denker
wie Hume, Rosenzweig, Wittgenstein...(von anderen
Fragestellungen ausgehend) früher schon ausführlich beschrieben
haben. Hier stoßen zwei Denkweisen aufeinander. Die eine könnte
man "disziplinarisch" nennen, theologisch und kirchenrechtlich
gut fundiert. Die andere ist eher von der einfachen und
Leute-verständlichen Sprech- und Redeweise der Bibel und
christlicher Beispiele früherer wie gegenwärtiger Zeiten
geprägt. Sie kreist um die überzeugende Praxis jener
Lebens-Werte, wie sie auf jeder Seite der Bibel nachzulesen
sind.
In "Jahren der Bibel" kirchlich gefördert und bejaht, wird diese
Denkweise wie ein "Bumerang" wirken und der offiziellen
Theologie noch große Konflikte bereiten. Sie beginnen schon
dadurch, dass ihr kirchlicherseits die "Verdunstung des
Glaubens" vorgeworfen wird, das Preisgeben der katholischen
Lehre und Identität. Hinter diesem "Preisgeben" kann man jedoch
mit Recht vermuten, dass die meisten Christen und Zeitgenossen
in ihren konkreten Lebenslagen die Amtstheologie auf weiten
Strecken - trotz Predigten und religiöser Unterweisung von
Schulbeginn an - nicht verstanden haben und nicht (mehr)
verstehen wollen. Sind sie zu dumm und daher "ungläubig"
geworden? Oder ist viel Gelehrtes viel zu weit weg von heutigen
natur- und humanwissenschaftlichen Fragestellungen, von denen
jedes Kind bereits in der Schule "infiziert" ist? Werden dadurch
die Vertreter der Kirche automatisch zu schlechten Lehrmeistern,
weil sie weiterhin die unverständliche Sprache des Kirchenrechts
und der akademischen Theologie zu sprechen aufgefordert sind?
Mir fällt das Beispiel aus einem Gymnasium ein. Eine Klasse
hatte sehr schlechte Noten zu verzeichnen. Bald begann die Zeit
gegenseitiger Anschuldigungen zwischen Schülern/Eltern
einerseits und dem Lehrer andererseits. Eine genauere
Untersuchung ergab, dass es der Lehrer tatsächlich nicht
verstanden hatte, seinen "Stoff" verständlich zu vermitteln und
die Schüler zu motivieren. Eine Parallelklasse hatte
entscheidend bessere Ergebnisse aufzuweisen...
Wie auch immer jetzt und in Zukunft mit solchen "Fällen" wie
Hasenhüttl und B. Kroll (in Eichstätt) kirchenamtlich umgegangen
wird; wie immer man als Christ persönlich dazu steht - Eines ist
sicher: wenn es den Kirchen nicht gelingt, beide Denkweisen (vor
allem die biblische) zu integrieren, werden sie nicht aus ihrer
finanziellen und geistigen Krise kommen. Das innerkirchliche
Schisma geht weiter, das jeden Tag augenfälliger werdende
"Ausbluten der Gemeinden".
Bei allem öffentlichen "Wirbel" um die Suspendierung Hasenhüttls,
bei allem Für und Wider die Suspendierung, die keiner weiteren
Verhärtung der Fronten bedarf, sieht es im Augenblick traurig
aus um eine Kirche, die das biblisch orientierte Leute-Denken
wenig zu integrieren vermag. Genauso traurig ist es, dass bei
kircheninternen Streitigkeiten kaum noch Zeit und Kraft bleibt,
eine Gesamtentwicklung in der Moderne überhaupt zur Kenntnis zu
nehmen. Konsequenterweise sind daher kaum geeignete Maßnahmen in
Sicht, die das Schulklassen-Dilemma der Kirche zu beseitigen
vermöchten.
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